Panikstörungen


Panikattacken und Panikstörungen

Panikattacken sind akute, zeitlich begrenzte und meist wiederkehrende Angstzustände. Im Vordergrund stehen heftige, plötzlich auftretende körperliche Symptome wie Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle, Schwindel und manchmal auch Entfremdungsgefühle, d.h. Gefühle, die Umgebung sei eigenartig unreal. Panikattacken erreichen in der Regel nach kurzer Zeit ein Maximum. Sie dauern von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden.

Eine Panikattacke geht nicht zwingend mit einem Gefühl der Angst einher. Aufgrund der heftigen Symptome entstehen jedoch oft noch während oder nach einer Attacke die Angst zu sterben, die Angst vor Kontrollverlust oder die Befürchtung, wahnsinnig zu werden. Nach einer Panikattacke entsteht verständlicherweise die Angst, dass sich ein solcher Anfall wiederholen könnte. Panikattacken sind, obwohl sie meist als sehr bedrohlich wahrgenommen werden, ungefährlich.

Panikattacken können unerwartet auftreten und müssen nicht an eine erkennbare Ursache gebunden sein. In den meisten Fällen treten die Panikattacken jedoch situationsgebunden auf. Es gibt also Angst auslösende oder begünstigende Situationen oder Dinge, die den Betroffenen bewusst sind. Situationsgebundene Panikattacken sind häufig bei der:

  1. -phobischen Störung (Angst vor bestimmten Dingen wie Spinnen, Spritzen, etc.)

  2. -Agoraphobie (Angst vor bestimmten Situationen wie Menschenansammlungen, engen Räumen, öffentlichen Plätzen, Reisen an unbekannte Orte etc.)

  3. -sozialen Phobie (Angst vor abwertenden und prüfenden Beurteilungen durch andere Menschen)

Bei der Panikstörung treten die Symptome oft auch ohne erkennbaren Grund und Auslöser auf. Sie überkommen die betroffenen Personen also aus heiterem Himmel. Viele Angststörungen haben ihren Ursprung bei einer ersten unerwarteten Panikattacke. In der Folge entsteht bei den Betroffenen eine grosse Erwartungsangst vor weiteren Attacken, was dazu führt, dass ähnliche Situationen, Orte und Dinge vermieden werden. Es entsteht eine Spirale der Angst, wodurch das Leben der Betroffenen mehr und eingeschränkt wird (siehe hierzu auch > Angststörungen > Die Folge von Angststörungen).


Folgende Anzeichen sind Hinweise für Panikattacken:

Panikattacken sind eine Sonderform der Angst und sie unterscheiden sich von normaler Angst, die wir alle kennen. Typisch für eine Panikattacke sind:

-  Das unvermittelte Auftreten und

-  die ausgeprägten und heftigen körperlichen Symptome.

-  Das Unvermögen, die Symptome zu kontrollieren und

-  ein Gefühl der Hilflosigkeit sowie des Ausgeliefertseins.

-  Panikattacken werden oft als lebensbedrohliches, traumatisches Ereignis erlebt.


Für viele Betroffene ist es aufgrund der heftigen Symptome nur schwer zu glauben, dass keine körperliche Ursache für das erlebte Geschehen verantwortlich ist. Die Zweifel können zusätzlich genährt werden durch die Tatsache, dass oft kein ersichtlicher Grund für eine Panikstörung erkennbar ist. Die Möglichkeit einer körperliche Ursache, wie z.B. einem Herzinfarkt, sollte jedoch durch eine Fachperson ausgeschlossen werden.


Die häufigsten Symptome während einer Panikattacken sind:

-  rasender Puls

-  Hitzewallungen und Schweissausbrüche

-  Beklemmungsgefühle

-  Zittern und Beben

-  Benommenheit

-  Schmerzen in der Brust

-  Atemnot

-  Angst zu sterben oder Angst vor Kontrollverlust

-  Ohnmachtsgefühle

-  Empfindungsstörungen

-  Gefühl die Umgebung sei unwirklich


Eine Betroffene berichtete folgende Ereignisse: „An einem warmen Sommerabend nach der Arbeit war ich auf dem Nachhauseweg. Kurz nachdem ich die überfüllte Strassenbahn bestiegen hatte, verspürte ich eine Schwäche im Bauch. Ich konnte kaum mehr atmen und hatte einen unangenehmen Kloss im Hals. Ich bekam Angst, nicht mehr auf den Beinen stehen zu können. Meine Knie wollten mich nicht mehr tragen und ich begann am ganzen Körper zu zittern. Mein Herz raste wie verrückt. Innerlich hatte ich ein Gefühl von Hitze, gleichzeitig fühlte ich aber kalten Schweiss auf der Haut. Die Einkaufstasche konnte ich nicht mehr in den Händen halten und musste sie auf den Boden stellen. Aus Angst vor diesem Zustand leide ich seither unter ständigen Verkrampfungen, Übelkeit und Magenbeschwerden. Wegen der dauernden Angespanntheit kann ich nicht mehr richtig schlafen und seither ist es mir nicht mehr möglich die Strassenbahn zu benutzen.“


Häufigkeit von Panikattacken

Angst- und Panikstörungen gehören in unserer Gesellschaft zu den häufigsten psychischen Problemen. Gemäss einer Studie der Universität Zürich, die 2008 in der Zeitschrift Swiss medical Weekly veröffentlicht wurde, litten 2004 rund 10% der Schweizer Bevölkerung (über 700'000 Personen) an einer Angststörung.

Panikattacken können unabhängig von einer Angststörung, meist im Zusammenhang mit erheblichem Stress auftreten. Gemäss neueren Studien gibt es in unserer westlichen Gesellschaft viele Menschen, die in ihrem Leben eine einmalige Panikattacke erlebt haben, die sie jedoch schnell überwinden konnten. Dies trifft sowohl auf Männer wie auf Frauen zu. Oft werden solche Vorkommnisse wegen der heftigen körperlichen Symptome besonders von Männern irrtümlicherweise für einen Herzinfarkt gehalten.



Die Ursache und Entstehung von Panikattacken

Meist treten Panikattacken erstmals zwischen der Pubertät und dem 35. Lebensjahr auf. Es gibt viele Faktoren, die zur Entstehung von Panikattacken beitragen können. Grundsätzlich kann man aber unterscheiden zwischen:

  1. 1.Der Panikstörung – wo Panikattacken ohne erkennbare Ursache auftreten.

  2. 2.Panikattacken, die im Zusammenspiel mit Angststörungen auftreten.

  3. 3.Panikattacken als Folge traumatischer Ereignisse.

  4. 4.Panikattacken als Folge von Suchterkrankungen, körperlichen Krankheiten und psychischen Erkrankungen.

Panikstörung (Panikattacken ohne erkennbare Ursache)

Als Panikstörung bezeichnet man das Auftreten von Panikattacken aus heiterem Himmel. Viele Personen mit Panikattacken berichten, dass sie früher keine ängstlichen Menschen waren. Der Auslöser einer Panikstörung ist zumeist eine Panikattacke, die nicht durch Ängste, sondern durch Faktoren wie Stress, unterdrückte Wut, einen geschwächten Körper, etc. ausgelöst wird. Einen nicht unwesentlichen Faktor spielen auch starke ungünstige Umgebungsreize: z.B. unangenehme klimatische Bedingungen, wie etwa schwül heisses Wetter, eine überfüllte, stickige U-Bahn, anhaltende Lärmereignisse oder intensive visuelle Eindrücke, gedrängte Menschenansammlungen etc. Aus einer Panikstörung können sich auch Angststörungen mit wiederkehrenden Panikattacken entwickeln.

Panikattacken im Zusammenspiel mit Angststörungen

Panikattacken können bei allen Angststörungen auftreten und es ist manchmal schwierig zu ergründen, ob die Angststörungen die Ursache oder die Folge von Panikattacken sind. Das Auftreten von Panikattacken führt zu einer zunehmenden Angst vor der nächsten Panikattacke. Diese Angst vor der Angst kann sich zu einer dauernden und schweren zusätzlichen Belastung entwickeln. Es entsteht eine negative Angst-Spirale: In der Hoffnung sich von diesem Druck zu befreien, beginnen die Betroffenen immer mehr Situationen und Orte, an denen sie eine Panikattacke befürchten, zu vermeiden, was die Angst wiederum vergrössert.

Panikattacken als Folge traumatischer Ereignisse

Auch traumatische Ereignisse wie Unfälle, Naturkatastrophen und Kriegserlebnisse können mögliche Ursache und Auslöser für Panikattacken sein.

Weitere Ursachen

Es gibt verschiedene weitere Faktoren, welche die Entstehung von Panikattacken begünstigen können. Dazu gehören Suchterkrankungen, körperlichen Krankheiten und eine ganze Reihe von psychischen Erkrankungen.



Wie funktioniert Angst?

Angst ist zunächst ein normaler, angeborener Reflex. Durch eine blitzschnelle Reaktion werden in einer bedrohlichen Situation alle Körperreserven mobilisiert und der gesamte Organismus auf Flucht oder Kampf eingestellt. Dadurch soll die körperliche und seelische Unversehrtheit, im Extremfall also das Überleben gesichert werden.

Die körperlichen Ausdrucksformen der Angst sind die gleichen, unabhängig davon, ob es sich um eine reale Bedrohung oder um eine Panikattacke aus heiterem Himmel handelt.


Angst ist immer ein Zusammenspiel von körperlichen und seelischen Phänomenen:

-  Erhöhte Aufmerksamkeit, innere Alarmbereitschaft

-  Das normale Denkvermögen wird stark eingeschränkt (wir handeln reflexartig)

-  Pupillen weiten sich, Seh- und Hörnerven werden empfindlicher

-  Erhöhte Muskelanspannung, erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit

-  Erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck

-  Flachere und schnellere Atmung

-  Körperliche Reaktionen wie zum Beispiel Schwitzen, Zittern und Schwindelgefühl

-  Blasen-, Darm- und Magentätigkeit werden während des Zustands der Angst gehemmt

-  Übelkeit und Atemnot treten in manchen Fällen ebenfalls auf

-  Absonderung von Molekülen im Schweiß, die unterbewusst Alarmbereitschaft auslösen


Bei einer Angststörung entsteht ein Kreislauf der Angst an dem die Wahrnehmung, das Denken, verschiedene Körperreaktionen und die Gefühle beteiligt sind:














-  Die Wahrnehmung (von Angst auslösenden oder verstärkenden Situationen oder Gegenständen)

Gedanken und Befürchtungen (welche Angstgefühle auslösen oder verstärken)

Angstgefühle (welche im Körper Angstreaktionen hervorrufen)

Körperreaktionen (hoher Puls, Muskelanspannung etc. die als beängstigend wahrgenommen werden)

Nachdem dieser Kreislauf einmal in Gang gekommen ist, verstärken sich die unterschiedlichen Stressreaktionen gegenseitig. Im Extremfall schaukeln sie sich immer weiter hoch und eskalieren schliesslich in einer Panikattacke.

 



Die Folgen von Angst- und Panikstörungen

Angst und Panikstörungen haben nicht nur Auswirkungen für die direkt betroffenen Personen. Das soziale Umfeld kann ebenfalls stark belastet werden und die Behandlungskosten und Arbeitsausfälle müssen durch die breite Bevölkerung mitgetragen werden. 


Auswirkungen für die Betroffenen

Menschen mit einer Angst- oder Panikstörung entwickeln oft eine zunehmende Angst vor der nächsten Panikattacke. Diese Angst vor der Angst kann sich zu einer dauernden und schweren zusätzlichen Belastung entwickeln. Es entsteht eine negative Angst-Spirale: In der Hoffnung sich von diesem Druck zu befreien, beginnen die Betroffenen immer mehr Situationen und Orte, an denen sie eine Panikattacke befürchten, zu vermeiden, was die Angst wiederum vergrössert. Dieser Teufelskreis führt in manchen Fällen zu einer zunehmenden Isolation und Vereinsamung. Kulturelle Veranstaltungen, gesellschaftliche Ereignisse, öffentliche Verkehrsmittel, Einkaufszentren, etc. werden zunehmend gemieden. Die Angst und die Vermeidung der Angst werden bei den Betroffenen und im direkten sozialen Umfeld zum beherrschenden Thema.

Manchmal können sich Betroffene nur noch unter dem Einfluss von Alkohol, Nikotin oder anderen Genuss- und Suchtmitteln oder mit Hilfe von Beruhigungs- und Schlafmitteln entspannen und geraten in eine Abhängigkeit. Die Isolation und zermürbenden Ängste begünstigen, dass Betroffene in eine Depression absinken oder andere zusätzliche psychische Probleme entwickeln.


Die negative Angst-Spirale


















Folgen für die Angehörigen

Menschen im direkten Umfeld der Betroffenen geraten oft in eine schwierige Lage. Manche reagieren mit Unverständnis, weil ihnen die Angst- und Panikreaktionen übertrieben erscheinen und nicht nachvollziehbar sind. Es ist ihnen oft nicht ersichtlich, dass es sich bei diesem ungewöhnlichen Verhalten um eine Krankheit handelt. Die Betroffenen geraten dadurch zusätzlich unter Druck. In andern Fällen versuchen Angehörige die Betroffenen zu entlasten, indem sie ihnen mehr und mehr der gefürchteten Tätigkeiten abnehmen. Dadurch fühlen sich die Helfenden oft zunehmend eingeschränkt, geraten in eine Überforderung und unterstützen unwissentlich die Vermeidungshaltung der Betroffenen.

In schwerwiegenden Fällen, kann es soweit kommen, dass Beziehungen in die Brüche gehen und das gesamte soziale Netz auseinanderbricht. Die Betroffenen verlieren ihre Arbeitsfähigkeit, geraten in finanzielle Schwierigkeiten oder werden abhängig von der Sozialhilfe oder Invalidenrente. 


Folgen für die Gesellschaft

Viele Angststörungen verursachen über Jahre beträchtliche volkswirtschaftliche Kosten, die von der breiten Bevölkerung mitgetragen werden muss.

 

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